Nein, das ist jetzt nicht die Anbetung des Bösen, sondern einfach nur meine Überlegungen über die Kameratechnik, die in der letzten Zeit die größten Veränderungen durchmacht hat und bei der die meisten neuen Systeme herauskamen – EVIL Kameras, also Kameras mit Electronic Viewfinder und Interchangeable Lenzes. Sei es das Micro-4/3 System von Panasonic oder Olympus, oder das NEX System von Sony, oder eines der anderen neuen Systeme in der Kategorie. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel das für mich in der Fotografie geändert hat – einfach durch die Verfügbarkeit von wirklich kompakten Kameras, die ich tatsächlich dabei habe.
Bis vor wenigen Jahren hatte ich ja noch eine Canon EOS 10D – ein wirklich klasse Gerät mit guter Bildqualität und der Leistungsfähigkeit der üblichen digitalen SLR. Ok, zum Ende hin nicht mehr auf der Höhe der Zeit, da gabs schon mehrere neue Generationen (als ich sie verkauft habe, war gerade die 50D erschienen), aber das war für mich egal – die Bildqualität liess nichts zu wünschen übrig.
Aber die Größe! Die Kamera selber war schon nicht gerade klein (wenn auch nicht so ein Monster wie die üblichen Profi-Geräte), aber die Objektive waren dann wirklich heftig. Ich hatte nur wenige Objektive – hauptsächlich das 35/1.4L und das 100/2.8 Macro (meine Autokorrektur wollte das gerade auf Macho korrigieren – Anbetracht des Gewichts vielleicht nicht ganz falsch). Die Kamera mit beiden Objektiven mitnehmen? Äh, nein danke, lieber nicht. Und wenn ich sie dabei hatte, war es eben nur ein Fotoapparat mit recht klassischen Funktionen. Video, nur weil man was witziges sieht das man als Filmchen festhalten will? Nö.
Ok, heute haben auch viele DSLRs Liveview und Filmen, aber kleiner sind die nicht geworden – das sind immer noch prinzipbedingt ziemlich heftige Geräte. Die kleinen EVIL Systemen hingegen sparen alleine durch den fehlenden Spiegelkasten eine Menge Platz. Und das gilt nicht nur für das Gehäuse – Optiken können bei gleichen Bildkreis oft kompakter gebaut werden, wenn der Abstand zur Chipebene geringer ist. Und erst die Möglichkeit der Adaption! Ich kann an meiner NEX-3 so ziemlich alles adaptieren was ich zu Hause an alten Optiken noch rumliegen habe. Sehr angenehm, denn selbst die Optiken meiner alten Contax RTS III waren deutlich kompakter als aktuelle DSLR Objektive, und wenn ich richtig kompakt will, kann ich die Leica Linsen dranmachen.
Was sich dadurch für mich geändert hat: ich habe viel häufiger als früher den Reflex „schmeiß die Kamera in den Rucksack“ – die NEX-3 war nicht teuer, da macht man sich auch über den Transport nicht sonderlich viel Gedanken, rein in den Rucksack und gut. Viel Gewicht produziert die mit dem Standardzoom nicht und man hat so ziemlich alles dabei was man braucht. Die Bildqualität selber überrascht mich immer wieder – und zwar positiv. Ich glaube kaum, dass meine 10D wirklich besser war (im Gegenteil, die ausreichende Qualität rauf bis 3200 ISO bei der NEX macht Aufnahmen möglich, über die ich früher nicht mal nachgedacht hätte). Und der Fokus-Peek bei der NEX ist bei manuellen Objektiven besser als die Fokushilfen alter manueller SLRs (jedenfalls bei meinen Augenwerten).
Alles in allem war die Investition in ein EVIL System (ok, eigentlich in meinem Fall sogar in zwei Systeme, da ich ja noch die Panasonic Ausrüstung habe) ein echter Gewinn. Auch wenn sicherlich die meisten meiner Foto-Freunde die Nase über die Familienfotos und reinen Knipsbilder rümpfen würden, die ich mache – hey, ich heirate demnächst, ich muss mich schon mal auf Familienbilder einstellen, die Zeit der wilden Kunstversuche (die ja nun auch nicht wirklich besser waren) ist vorbei.
Letzten Endes ist für mich eh nur eines wichtig: dass mir die Fotografie Spaß macht. Und das ist mit den neuen kompakten Kameras wieder der Fall. Und was will man mehr.