Polis: Fight for the Hegemony gab es vor kurzem bei der Spiele-Offensive zu einem echten Schnäppchenpreis (15 Euro), da konnte ich einfach nicht Nein sagen und hab zugegriffen. Polis ist ein Spiel das auf interessante Weise zwischen War-Game und Euro-Game balanciert. Die Mechanismen sind sehr deutlich Euro – aber die Struktur hat starke Anklänge an War-Games, speziell der mehr strategischen „1000 Miles View“ Variante, bei der sich einzelne Züge auf große Aktionen (ganze Truppenbewegungen auf Land oder Meer) beziehen. Das ganze als reines 2-Spieler Spiel ausgelegt mit einer tollen Karte, vielen Holzteilen, Projekttafeln für die Sonderfähigkeiten, die manche Städte erlangen, einem Event-Stapel, der jeder Runde seinen Stempel aufdrückt und einem Stapel Kampf-Karten, über die Kriege abgewickelt werden. Dazu noch ein 4-seitiger Würfel für die Anpassung von Marktpreisen (ja, Handel ist neben den Kriegen ein wesentlicher Bestandteil, genauso wie Diplomatie) und Erwürfelung von Belagerungserfolgen. Das ganze gibt eine ziemlich interessante Mischung – das erste Lernspiel war zwar nur ein Ausschnitt des Gesamtspiels (dazu werden Szenarien angeboten, die schneller gespielt sind als das volle Spiel), hat aber schon gute Einblicke gegeben, was mich da erwartet. Und danach bin ich wirklich hibbelig, das Spiel noch öfter auf den Tisch zu bekommen – selbst Solo könnte interessant sein, auch wenn die Kriege durch Kartenwahl entschieden werden, da lässt sich schon ein bisschen was machen um das auch im Solo-Spiel brauchbar abzuwickeln. Alles andere ist offen und damit problemlos „linke Hand gegen rechte Hand“ spielbar. Was mich begeistert: wie gut der historische Hintergrund (Sparta gegen Athen nach dem Ende der persischen Kriege) eingefangen und abgebildet wird. Athen hat die See-Übermacht, Sparta ist an Land überlegen – aber das äußert sich erstmal nur dadurch, wer von beiden einen Kampf beginnt. Kriege sind nicht direkt desaströs mit riesigen Verlusten, sondern statt dessen wesentlich stärker auf Prestige-Gewinn ausgelegt, nur gelegentlich verliert man mal eine oder zwei Phalanxen oder Galeeren. Gegner haben immer die Option zur Flucht (Verfolgung durch schwer gepanzerte Hopliten war nicht wirklich praktikabel, ein Aufgeben der Formation wäre deren Ende gewesen), wenn auch mit Prestigeverlust. Übernahme von Städten ist durch Bestechung und Anzettelung von Bürgerkriegen viel sicherer zu bewerkstelligen als durch Belagerungen, so daß Handel – als Lieferant für Silber und Rohstoffe für Truppen – eine sehr zentrale Rolle spielt. Abschneiden von Handelswegen kann eine Seite stark blockieren (besonders Sparta, da dessen Handelshäfen von Athen erobert werden können). Weizen zur Erhaltung der eigenen Poleis muss in der Regel erhandelt werden, also auch hier wieder starker Fokus auf dem Handel, der aber natürlich durch See- und Landblockaden stark beeinträchtigt werden kann. Athen will in der Regel Sparta vom Handel abschneiden, um sie zu dezimieren, während Sparta Blockaden brechen und Zugänge zu Handelsplätzen will und eher den kriegerischen Konflikt sucht (und im frühen Spiel unbedingt Sizilien kontrollieren will). Eine schön ausgearbeitete Asymmetrie der beteiligten Polis, ohne das ganze Spiel massiv zu überladen mit Sonderfähigkeiten. Statt dessen die Asymmetrie in die Spielaufstellung, Gebiets- und Ressourcenverteilung (und sehr kleinen Ungleichgewichten in den Regeln, siehe Startkämpfer) integriert. Toll.
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